Beschreibung
Sie züchten Pilze, melken Läuse, jagen Raupen, haben eine Schwäche für Drogen, kein Herz für Männer und halten sich Artgenossen als Sklavinnen…
Mit Tarja und die Rückkehr der Amazonen öffnen Wolf Paarmann und Jesper Freitag eine Tür in die faszinierende Welt der Ameisen. Eine, die sich um eine ungewöhnliche Freundschaft dreht. Die von Langeweile geplagte Tarja verläßt die Heimat, nachdem die Königin der einst kriegerischen Ina-Itas ihre Töchter zu Bäuerinnen umgeschult hat. Und Mari-Copa, die Kronprinzessin der Amazonen, ist es leid, ihr ganzes Leben mit der Jagd nach immer neuen Sklavinnen zu verbringen. Eine Freundschaft, die auf eine harte Probe gestellt wird, als die riesige Armee der bis dato unbesiegten Amazonen schließlich auch vor den Toren der Ina-Itas auftaucht.
F. H: –
Natürlich hat sich der Autor dieses Buches auf eine Gratwanderung begeben. Auf der einen Seite will er informieren über das Leben von Ameisenvölkern in ihren komplexen Strukturen und unterschiedlichen Verhaltensweisen; er will andererseits aber auch ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen bereiten. Die Verbindung solcher Absichten birgt das Risiko, keinem der beiden Ansprüche hinreichend gerecht zu werden. Dieses Risiko hat sich hier eindeutig nicht verwirklicht. Der Spagat zwischen Wissensvermittlung und unterhaltsamer Lektüre ist dem Autor souverän gelungen. Das Werk beginnt mit einer kurzen Darstellung der im Buch auftretenden Ameisenvölker, was insofern hilfreich ist, als dass für den Leser oder die Leserin dadurch die Zuordnung der Charaktereigenschaften zu den Akteurinnen und Akteuren im Werk nachvollziehbarer und Verhaltensweisen verständlicher werden.
Nun ist das Leben von Ameisen kein Thema, das jeden Lesehungrigen sofort anspringt. Indem der Autor aber einzelnen Ameisen ein Gesicht und damit Individualität gibt, gelingt es ihm, Interesse und Neugier zu wecken und dem faszinierenden Leben dieser kleinen Tiere durch das Buch zu folgen; die Vermittlung von sachlichen Informationen erfolgt dabei geradezu spielerisch nebenbei, ein auch unter pädagogischen Gesichtspunkten durchaus bewährtes Prinzip. Allerdings, dies muss gesagt werden, handelt es sich nicht um ein reines Kinder- oder Märchenbuch. Man ist in der Ameisenwelt nicht zimperlich im Umgang miteinander und das Leben des einzelnen Tieres zählt auch für seine Stammesgenossen nichts. Ihre Verhaltensweisen, die der Autor anschaulich beschreibt, sind aber nicht seiner Fantasie entsprungen, sondern Realität und wissenschaftlich belegt. Insofern taugt das Werk sogar als eine Art Sachbuch für interessierte Jugendliche und Erwachsene, die gleichermaßen unterhalten werden und dabei etwas lernen wollen. Bleibt also zu hoffen, dass der Autor seiner Andeutung im Nachwort nachkommt und uns in einem zweiten Buch wieder an den Abenteuern von Tarja teilhaben lässt.